Internationalität und Nationalität im Werk deutschsprachiger Liedermacher*innen
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Date of Publication
August 27, 2019
Publication Type
Conference Paper
Division/Institute
Language
German
Description
Anfang der 1960er-Jahre setzen die Plattenproduktionen der Liedermacherszene ein. Franz Josef Degenhardt, Dieter Süverkrüp, Reinhard Mey gehören zu den frühen Protagonisten, die auch die ersten Festivals auf Burg Waldeck (1964–1969) prägten und über mehrere Jahrzehnte zu den zentralen Akteuren gehörten. Dem Unterfangen, deutschsprachige Lieder neu zu beleben, stand der ‘Missbrauch’ nationaler Liedtraditionen im nationalsozialistischen Deutschland entgegen. Die Festivals reagierten einerseits mit einer Verteidigung der Wiederaufnahme deutschsprachiger Lieder und einem neuen Bezug zur Volksmusik, andererseits mit einer (postnationalen) Internationalisierung ihres Anliegens. Der in Sprache und Inhalten gegebene Heimatbezug wird mit der Wiederentdeckung von Liedtraditionen verbunden, die im nationalen Lieddiskurs ausgegrenzt worden waren (Jiddische Lieder, Arbeiterlieder, Brecht-Lieder), sowie mit einem Anschluss an die Entwicklungen des Liedes in anderen Sprachen. Orientierung boten das französische Chanson (Brassens), die amerikanische Folk- und Singer-Songwriter-Bewegung (Guthrie, Seeger, Dylan, Baez), aber zunehmend auch aktuelle Liederdichter*innen aus Lateinamerika, Spanien, Portugal oder Russland.