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Kurt Marti (1921–2017). Predigt vom 9. Januar 1983 in der Nydeggkirche Bern

cris.virtual.author-orcid0000-0001-9368-4963
cris.virtualsource.author-orcidd1206322-07c7-4ab8-8534-5fa95ec2180e
datacite.rightsrestricted
dc.contributor.authorPlüss, David
dc.date.accessioned2025-03-28T13:45:38Z
dc.date.available2025-03-28T13:45:38Z
dc.date.issued2025
dc.description.abstractPublizierte Predigten haben eine lange Tradition.1 Früh wurden Predigten von herausragenden Kanzelrednern einzeln oder in Sammlungen veröffentlicht. Damit sollte in der Regel die eigene Gemeinde, aber auch eine breitere, religiös interes sierte Leserschaft angesprochen werden. Gedruckte Predigten ermöglichen, das bereits Gehörte zu erinnern und Aspekte der Rede zur Kenntnis zu nehmen, die beim ersten Hören nicht auffielen oder wieder vergessen gingen. Und wer die Predigt nicht hörte, konnte sie später nachlesen.2 Publiziert wurden Predigten aber auch als Muster, als gute und anleitende Vorbilder für Prediger und später auch für Predigerinnen. Zudem sollten die Predigtsammlungen der Andacht im Haus dienen. Es gab und gibt Sammlungen, die als «Breviere» für den täglichen Gebrauch vorgesehen sind. Predigtsammlungen können thematisch ausgerichtet sein3 oder in der Tradition der lectio continua stehen, der fortlaufenden Auslegung eines biblischen Buches.4 Predigten als literarische Gattung sind voraussetzungsreich. Um sie angemessen verstehen und würdigen zu können, ist es notwendig, den in ihnen vorausge setzten und implizit oder explizit ausgedrückten Gottesglauben in Rechnung zu stellen. Wesentlich für das Verständnis ist darüber hinaus der gottesdienstliche Rahmen, in dem sie ursprünglich gehalten wurden. Dies ist im Protestantismus insofern bedeutsam, als in diesem die Predigt das Zentrum des Gottesdienstes 1 Zur Predigt für einen Überblick: Albrecht Beutel, Heinz-Günther Schöttler, Albert Biesinger, Udo Sträter: Art. Predigt, in: Historisches Wörterbuch der Rhetorik, Bd. 7 (2005), Sp. 45–96; Hans-Joachim Klimkeit, Erhard S. Gerstenberger, Beate Ego, Hans-Theo Wrege, Laurence Brottier, Isnard W. Frank, Gottfried Bitter, Albrecht Beutel, Friedrich Wintzer: Art. Predigt, in: Theologische Realenzyklopädie, Bd. 27 (1997), 225–330; Hans-Martin Müller: Homiletik. Eine evangelische Predigtlehre, Berlin, New York 1996, 7–169 (Geschichtlicher Teil). 2 Dies ist besonders dann der Fall, wenn Predigten einzeln und kurz nach deren mündlichem Vortrag veröffentlicht werden. Als Beispiel eine Predigt von Eduard Thurneysen: Bettag 1945. Predigt über Matthäus 5,2–3, gehalten am Bettagabend im Münster zu Basel von Pfr. Eduard Thurneysen, in: Basler Predigten. Eine monatliche Predigtfolge, hg. von Pfr. Eduard Thurneysen, Pfr. Walter Lüthi, Basel, Jg. 9, Nr. 6, Oktober 1945. 3 So etwa die Sammlung der Predigten, die Kurt Marti zu seinem Abschied von der Nydegg Gemeinde in Bern hielt und später publizierte: ders.: Schöpfungsglaube. Die Ökologie Gottes, 2. Auflage, Stuttgart 1985. 4 Ein aktuelles Beispiel für diese Gattung: Walter Dietrich: Gott, Macht und Liebe. Die Samuel bücher heute predigen, Zürich 2024.– 7 15.01.25 15:35 Plüss-Sallmann Satz 04.indd 7 darstellt und stark mit den vorangehenden und folgenden Gebeten und Gesängen verbunden ist. Der religiöse Kontext und der Verwendungszweck führten dazu, dass die Predigt als Literaturgattung lange auch verschmäht war. Sie wurde als religiöse «Verbrauchsliteratur» beurteilt, in der mit immer wiederkehrenden (reli giös geprägten) Wendungen die gleichen religiösen Themen verhandelt würden und die nur mit einem religiösen Zugang aufgeschlüsselt werden könne.5 Erst in jüngerer Zeit werden Predigten auch als Zeitzeuginnen wahrgenommen, die auf die spezifische religiöse Praxis einer Zeitepoche, aber auch auf gesellschaftliche, wirtschaftliche oder politische Umstände hinweisen.6 Bis in unsere Gegenwart sind Predigten meist sorgfältig erarbeitete religiöse Re den. Sie bilden das Herzstück reformierter Gottesdienste.7 Sie sind nach protestanti schem Verständnis als öffentliche Reden konzipiert und werden als solche auch über den Gottesdienst hinaus rezipiert. Dies gilt vor allem für Predigten, die auf wichtigen Kanzeln während politischer Krisen und gesellschaftlicher Umbruchzeiten gehalten wurden. Dabei wird innerhalb und ausserhalb von Theologie und Kirche immer wieder darüber debattiert, ob und in welcher Weise virulente gesellschaftliche und politische Themen in der Predigt angesprochen und verhandelt werden sollen.8 In Kriegs- und Krisenzeiten stellen sich diese Fragen verschärft. Der vorliegende Band enthält reformierte Kanzelreden prominenter Predigerin nen und Prediger der letzten zwei Jahrhunderte. Sie greifen aktuelle gesellschaft liche Krisen, Umbrüche und Debatten offensiv auf und beziehen im Gespräch, oft im Ringen und manchmal auch im Widerstreit mit biblischen Texten und dem Symbolsystem des christlichen Glaubens, eigene Positionen. Dies erfolgte ursprüng lich im religiösen Rahmen des Gottesdienstes und adressierte auch die individuelle Frömmigkeit der Zuhörer:innen. Das Ansprechen politischer Themen ihrer Zeit steht dazu nicht im Widerspruch, sondern fügt sich, wie die folgenden Beispiele 5 Vgl. dazu Rudolf Lenz: De mortuis nil nisi bene? Leichenpredigten als multidisziplinäre Quelle unter besonderer Berücksichtigung der historischen Familienforschung, der Bildungs geschichte und der Literaturgeschichte, Sigmaringen 1990. 6 Vgl. als Beispiel Tobias Braune-Krickau, Christoph Galle (Hg.): Predigt und Politik. Zur Kultur geschichte der Predigt von Karl dem Großen bis zur Gegenwart, Göttingen 2021 (Tagungs band 2018). 7 Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) und gemäss der Konstitution «Sacrosanc tum Concilium» von 1963 ist die Predigt auch für den römisch-katholischen Messgottesdienst vorgesehen und wesentlicher Bestandteil des sogenannten Wortgottesdienstes. Zentrum und Höhepunkt der Feier ist und bleibt jedoch die Eucharistie. 8 Vgl. dazu Sonja Keller (Hg.): Politik in der Predigt. Lebensweltbezug und politische Rede in der Predigt, Leipzig 2017; Katrin Kusmierz, David Plüss (Hg.): Politischer Gottesdienst?!, Zürich 2019.– 8 15.01.25 15:35 Plüss-Sallmann Satz 04.indd 8 ansatzweise zeigen, meist organisch in den liturgisch-religiösen Rahmen ein und erhält durch diesen einen Resonanzraum, der einer Publikation fehlt. Der Zeitraum von der Helvetik bis heute ist darum von besonderem Interesse, weil sich in ihm vielfältige Krisen und Kriege sowie Debatten und Umbrüche er eigneten, die Schweiz als liberaler Bundesstaat entstand, Theologie und Kirchen immer wieder tiefgreifend in das Zeitgeschehen involviert waren, sich die Zuord nung von Kirche und Staat wie auch das Verhältnis der Geschlechter grundlegend umgestalteten und die Säkularisierung in unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Formationen voranschritt.9 In diesem Zeitraum wurden Predigten gehalten, welche die Vielfalt möglicher gesellschaftlich-politischer Bezugnahmen aufzeigen, die In halte und Rhetoriken der jeweiligen Epoche spiegeln und in denen einschneidende religionskulturelle Transformationsprozesse sichtbar werden, etwa in Bezug auf die religiöse Grundierung von Heimat und (nationaler) Identität oder hinsichtlich des Verhältnisses von Tradition und Fortschritt. Die vorliegende Auswahl ergab sich im Gespräch der Herausgeber und der Kommentator:innen. Auch der Zufall spielte eine Rolle: So konnten vorgesehene Predigten – insbesondere solche von Frauen – nicht aufgenommen werden, weil sie nicht zugänglich waren. Um den Rahmen handhabbar zu halten, haben wir uns auf deutschschweizerische, reformierte Predigten beschränkt. Es liegen jetzt 17 Predigten im genannten Zeitrahmen vor. Jeder Predigt geht eine kurze Einlei tung voraus, welche die Profile der Prediger:innen skizzieren und den historischen Kontext ansprechen. Ein gründlicher historisch-kritischer Kommentar ist indes nicht intendiert.10 Wir erhoffen uns, mit diesem Band ein dreifaches Ziel zu erreichen: Die abge druckten Predigten sollen exemplarische Einblicke in die anregende Vielfalt der Rede- und Literaturgattung Predigt seit der Aufklärung vermitteln. Ihr reichhal tiger, differenzierender und kraftvoller Umgang mit gesellschaftlich relevanten Themen soll sichtbar werden. Zudem würden wir uns freuen, wenn es gelänge, die bewegten zwei Jahrhunderte über die besondere exemplarische Perspektive der Predigten ins Blickfeld zu rücken. 9 Für einen ersten Überblick können dienen Volker Reinhardt: Die Geschichte der Schweiz. Von den Anfängen bis heute, München 2011, 309–479; Thomas Maissen: Geschichte der Schweiz, Baden 2010, 155–324 (6., überarbeitete und aktualisierte Auflage 2019); Rudolf Pfister: Kirchengeschichte der Schweiz. Dritter Band (von 1720–1950), Zürich 1984, 127–425; Lukas Vischer, Lukas Schenker, Rudolf Dellsperger (Hg.): Ökumenische Kirchengeschichte der Schweiz, Freiburg Schweiz, Basel 1994, 2., korrigierte Auflage 1998, 209–314. 10 Die abgedruckten Predigten folgen den Typoskripten oder Erstdrucken. Die Seitenzahlen des Originals sind in den Text zwischen zwei Strichen || eingefügt.– 9 15.01.25 15:35 Plüss-Sallmann Satz 04.indd 9 Die Predigttexte haben wir wörtlich von Drucken, Typoskripten oder Manus kripten sowie aus Editionen, sofern vorhanden, übernommen. Wenige Kor rekturen sind in eckigen Klammern eingefügt. Über den Predigten haben wir einheitlich einen redaktionellen Titel mit der Angabe des biblischen Predigttextes gesetzt. Das Titelblatt oder die Angaben zur Primärquelle sind mit einer Fussnote angefügt. Der Text beginnt dann mit der ersten Seite des Quellentextes. Typo grafische Hervorhebungen haben wir übernommen und kursiv gesetzt. Auch der Bibeltext wurde kursiv gesetzt, da er auch in den Quellen jeweils (typografisch unterschiedlich) ausgezeichnet war. Die originale Paginierung ist in zwei senk rechten Strichen angegeben. Unser Dank gilt den Herausgeber:innen der Reihe Schweizer Texte, Neue Folge des Chronos-Verlags, die einen solchen Band mit Predigten vorgeschlagen haben. Wir danken den Kommentator:innen für die Einleitungen und auch für Predigt vorschläge. Den Betreuer:innen des Manuskripts und dem Chronos-Verlag danken wir für die professionelle und sorgfältige Begleitung. Und schliesslich danken wir Assistent Pfr. André Stephany und Hilfsassistentin stud. theol. Lena Bueche für die Mitarbeit bei der Entstehung des Bandes herzlich. David Plüss, Martin Sallmann
dc.description.numberOfPages7
dc.description.sponsorshipInstitute of Practical Theology - Homiletics, Liturgics and Ecclesiology
dc.description.sponsorshipInstitute of Practical Theology
dc.identifier.doi10.48620/86781
dc.identifier.urihttps://boris-portal.unibe.ch/handle/20.500.12422/208324
dc.language.isode
dc.publisherChronos Verlag
dc.publisher.placeZürich
dc.relation.isbn978-3-0340-1783-1
dc.relation.ispartofbookKriegs- und Krisenpredigt. Protestantische Predigten zu Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche aus der Schweiz im 19. und 20. Jahrhundert
dc.subjectPredigt
dc.subject.ddc200 - Religion::230 - Christianity & Christian theology
dc.subject.ddc200 - Religion::250 - Christian pastoral practice & religious orders
dc.subject.ddc200 - Religion::240 - Christian practice & observance
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