Legenden und «lebendiges Fleisch» in Zacharias Werners romantischen Schauspielen
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Date of Publication
November 2024
Publication Type
Conference Paper
Division/Institute
Language
German
Description
Bevor Zacharias Werner sein romantisches Schauspiel Cunegunde die Heilige, Römisch-Deutsche Kaiserin 1815 publizieren lässt, schickt er eine »Erklärung« im Taschenbuch für Damen voraus. Er lobt darin seine Quelle, die Historiæ tragicæ sacræ et profanæ des Augustinerpaters Michael Hoyer von 1652, vergegenwärtigt für die unwissenden Leserinnen die Legende der heiligen Cunegunde und erläutert, inwiefern die Überführung in das Medium des Schauspiels Änderungen notwendig mache. Werners Bühnenstücke überzeugen das Publikum durch intermediale Mischung: Der »musikalische[ ] Theil« wird vorab als Teaser publiziert, die Inszenierung ist reich »an theatralischem Pompe« (so Goethe im Morgenblatt). Das poetisch-politische Programm Werners lässt sich einem Brief an einen Freund entnehmen, er schreibt dort, sein Ziel sei die Gründung einer »Pepiniere des Heiligen frei von allen Formen und Formeln! – denn wozu immer die ewigen starren Falten, wenn wir lebendiges Fleisch haben! –«1 Inwiefern das (National-)Theater des frühen 19. Jahrhunderts als plurimediale Weiterbildungsanstalt fungiert, in der formelhafte Legenden in ›lebendiges Fleisch‹ verwandelt werden, möchte ich mit Werners Cunegrunde und ihren Prä- bzw. Paratexten exemplarisch darstellen.